Einführung: Von 1476 zur Helvetische Revolution:
Vom 18. Mai - bis zum 2. Juli findet in Murten in diesem Jahr bereits zum zweiten mal ein spektakuläres Freilichterlebnis statt. Nach dem Grosserfolg "1476 - die Geschichte um die Murtenschlacht" bringt nun „Murten Productions GmbH" die Eigenproduktion "Helvetische Revolution – eine Idee von Freiheit" auf die Bühne. Der Standort in Murten bietet täglich rund 1300 Personen eine unvergleichliche Sicht auf die Bühne mit dem Städtchen und dem Murtensee als Hintergrundkulisse.
Vor zwei Jahren hatte ich bereits die Ehre das Werbekampagnensujet "1476 - die Geschichte um die Murtenschlacht" zu fotografieren. Die Werbeagentur Gestalt Kommunikation aus Bern beauftragte mich das Portrait Bild eines kämpferischen Ritters umzusetzen. Da Portraits und die dazu gehörende Lichtsetzung eines meiner Kerngebiete ist, habe ich mich natürlich sehr über den Auftrag gefreut. Das Nachfolgesujet für die Helvetische Revolution mit einer mysteriösen Frau mit Cape war nun in diesem Jahr die Aufgabe. Eine Freude und Ehre als Berner Fotograf eine nationale Werbekampagne umzusetzen ist es natürlich auch, da man die Plakate (F12/F4/F200) in der ganzen Schweiz an den APG und SBB-Plakatwänden sieht. Meine Überlegungen inklusive Materialwahl möchte ich in diesem Blogbeitrag etwas genauer beleuchten.
Das Ritter Sujet "1476", fotografiert mit der Pentax 645d und geblitzt mit den Elinchrom Blitzen rx 300.
Das Seitenlicht und das Rembrandtlicht:
Die Aufgabe der Werbeagentur Gestalt Kommunikation war klar und deutlich: ein Close-up, welches in Grossformat funktionieren soll, war die Vorgabe. Sowohl für das Sujet "1476" mit dem Ritter, wie auch das aktuelle Sujet für die "Helvetische Revolution". Was für ein Freude für mich; habe ich doch in diesen Portrait Bereich sehr viel Zeit investiert, um einerseits das Licht zu verstehen und auch ein Gefühl für die Mittelformat Fotografie zu bekommen. Beim Sujet mit dem Ritter habe ich das klassische Seitenlicht eingesetzt und bei der Helvetischen Revolution arbeitete ich mit dem Rebrandtlicht.
"1476 - die Geschichte um die Murtenschlacht" mit dem Rittersujet:
Die erste Aufgabe war einen geeigneten "Ritter" in sehr kurzer Zeit zu finden. Da ich glücklicherweise ein tolles Netzwerk habe, half mir ein Social Media Aufruf über Facebook. Die zahlreichen Bewerber konnten wir dann mittels einem kleinen Foto-Casting eingrenzen und kamen so zu unserem Ritter. Vom Lichtsetting her wusste ich, dass ich dort "mein Augen-Licht einsetzten" werde. Es ist natürlich völlig übertrieben, wenn ich von "meinem Lichtsetting" spreche. Aber es hat schon was, wenn man bei einem Grossformat-Plakat sich selbst im Auge des Sujets wiedererkennt :-). Die meisten Leute, welche ein Bild betrachten, sehen dies gar nicht, sondern finden lediglich den etwas speziellen Glanz in den Augen toll. Wie ich nun in die Augen des Ritters komme?
Die Grundlage des Rittersujets bietet ein klassisches Seitenlicht. Ich arbeite da praktisch immer mit Elinchrom Produkte. Ich finde das Preis-Leistungsverhältnis so wie die starke (Schweizer) Qualität wirklich toll und als Schweizer Fotograf empfinde ich es auch wichtig Schweizer Produkte zu unterstützen. Alle drei Lichtformer sowie die Blitze welche ich für das Sujet eingesetzt habe sind von Elinchrom. Der wichtigste Punkt gleich zu Beginn: um das Licht bewusst zu setzen ist auf dem Hauptlicht ein Grid und auf dem zweiten unterstützenden Seitenlicht auch ein Grid. Der Grid ist aus meiner Sicht einer der wichtigsten Schlüssel für eine bewusste Lichtführung. Und der Grid kostet in den meisten Fällen genau so viel wie die Softbox. Aber aus meiner Sicht ist der Grid jeden Franken wert und macht genau den Unterschied.
Das Lichtsetting: (von mir aus rechts) habe ich eine Elinchrom Rotalux 100cm`Softbox mit Grid gesetzt. Von links habe ich eine Strip Elinchrom Rotalux 35x90cm´Softbox gesetzt. Damit die dunklen Stellen, welche jetzt ziemlich ins dunkle/ungezeichnete abfallen würden, nicht zu stark abfallen, habe ich hinter mir eine große 175´Rotalux Softbox eingesetzt. Diese ohne Grid, jedoch so schwach eingestellt, das sie wirklich nur Einfluss auf die aufzuhellenden dunklen Stellen im Gesicht des Ritters nimmt. Gleichzeitig bringt die grosse Softobox hinter mir den Effekt, dass ich in den Augen des Portraitierten wieder zu erkennen bin. Natürlich nicht auf den den ersten Blick, sondern erst bei genauer Betrachtung.
Das aktuelle Sujet der Werbekampagne fotografiert mit der Pentax 645z und fotografiert mit den rx 300 Elinchrom Blitzen.
Beim Lichtsetting für das aktuelle Sujet habe ich auf "mein Augenlicht" verzichtet und mich voll und ganz auf das Rembrandtlicht Setting konzentriert. Im Gegenteil zum Seitenlicht (welches nur einem Auge Licht gibt), hat das Rembrandtlicht den Vorteil, dass auch das zweite Auge (etwas) Licht erhält, so dass auf die große Softbox hinter mir verzichtet werden kann. Das Rembrandtlicht ist ein klassisches Licht noch aus der Zeit der grossen Maler (eben unter anderem Rembrandt).
Dieses Lichtsetting passt natürlich auch voll und ganz zum Thema "Helvetische Revolution" aus de Zeit von 1798 - 1803. Deshalb habe ich mich für dieses Setting entschieden. Um nicht ein zu dominanter Schatten beim Hals zu bekommen und den Umhang etwas zu beleuchten und ausserdem auch dem Auge im unteren Bereich einen mysteriösen „Touch“ zu geben, habe ich von unten noch ein langer Elinchrom Strip gesetzt – diesen jedoch auch nur sehr zurückhaltend, damit er nicht einen zu grossen Einfluss auf die gesamte Lichtführung nimmt.
Das Cover des Programmheftes fotografiert mit der Pentax 645d.
Pentax 645d mit dem CCD Sensor versus der aktuellen Pentax 645z mit dem CMOS Sensor:
Beide Sujets habe ich mit den digitalen Mittelformat Karmeras Pentax 645 fotografiert. Dies vor allem wegen den unglaublichen Details, welche man mit der Mittelformatkamera erhält aber natürlich auch wegen der Ausgabegrösse – das grösste Plakat des Ritters hing an einem Turm und war sage und schreibe 28 Meter lang. In dieser Grösse ist es natürlich toll, wenn man 40 – 50 Millonen Pixel zur Verfügung hat.
Der CCD Sensor der Pentax 645d ist sensationell in Schärfe und Detailwiedergabe. Aus meiner Sicht jedoch nur bis 800 Iso. Und in den meisten Fällen ab Stativ. Der CCD Sensor erlaubt praktisch keine Fehler und jede kleine Erschütterung ergibt eine sichtbare kleine Unschärfe. Beim Shooting mit dem Ritter habe ich ab Stativ fotografiert. Durch die offene Blende konnte ich den gewünschten Look erzielen – nämlich, dass des Ritters Auge völlig scharf sind und die Rüstung bereits zum Teil in der Unschärfe dargestellt wird. Das macht diesen Look aus. Da die Unschärfe bereits kurz hinter dem Auge startet ist eine wirklich exakte Arbeit nötig. Bei der kleinsten Bewegung des „Ritters“ waren wir sofort in der Unschärfe. Fazit: der CCD Sensor mit der Pentax 645d ist ganz stark bis 800 Iso wenn man die oben genannten Punkte berücksichtigt.
Für das aktuellen Bild „Helvetische Revolution“ habe ich mit der neuen Pentax 645z gearbeitet. Die Pentax 645z ist eine Weiterentwicklung der Pentax 645d. Dies jedoch mit einem CMOS Sensor. Ich habe einen 1 zu 1 Vergleich gemacht bei Iso 200 bis 800 und ich empfinde, dass der CCD Sensor in den Details und der Schärfe gewisse Vorteile hat. Ich muss dies jedoch hier deutlich betonen: die Unterschiede sind derart gering – man muss wirklich danach suchen und dies zum Teil bei 200% Vergrösserung.
Die Pentax 645z ist in Auflösung und Details auch unglaublich stark und hat die Vorteile sonst alle auf seiner Seite. Die Kamera ist bis 4000 Iso locker zu gebrauchen und in den meisten Fällen (und dies ist wirklich ein grosser Unterschied zur Pentax 645d) aus der Hand zu fotografieren. Der Speed ist für eine Mittelformatkamera wirklich toll und ich liebe die Arbeit im Zusammenhang mit der Eyfi Karte und der Übertragung auf den IPAD pro. So kann ich und der Kunde das Bild schnell und unkompliziert betrachten. Der zweite Kartenslot der Pentax 645z ist dafür Gold wert (in der Pentax 645d nicht vorhanden). Fazit: die Pentax 645z lässt sich quasi bedienen wie eine Spiegelreflexkamera; einfach und intuitiv. Die Optiken sind zT. Occasion auf dem Markt erhältlich und da funktionieren alle alten Optiken sehr gut.
Das Making of Video "Helvetische Revolution" von Chrigu Aebi mit einigen Impressionen zu finden unter Vimeo.